Schulmuseum

Das einstige Schulgebäude An der Wasserburg 1, das heute das „Westfälische Schulmuseum“ und die Stadtteilbücherei Marten beherbergt, wurde 1904/05 als evangelische Volksschule erbaut, als die beiden existierenden evangelischen Schulen Martens, die Bismarck- und die Lutherschule, die wachsende Schülerzahl nicht mehr aufnehmen konnten. Die neue Schule erhielt den Namen „Hohenzollernschule“, denn auch die spätere Straße An der Wasserburg, an der sie lag, hieß damals Hohenzollernstraße. Bei ihrer Einweihung 1905 betonte Martens Pfarrer Klein als Ortsschulinspektor und Vorsitzender des örtlichen Schulvorstands in seiner Einweihungsrede „die hehre Aufgabe der Erziehung, unsern Kindern die Liebe zu König und Vaterland ins Herz zu pflanzen und sie zu tüchtigen Staatsbürgern heranzubilden“.

Bei der Genehmigung der Baupläne des Amtsbaumeisters Grabemann durch die Regierung waren die ,,Fassaden-Ausbildungen“ als „zu aufwendig“ kritisiert worden - „im Besonderen die Staffelgiebel-Architektur der Vorderfront und „die Ausbildung der Seitenansichten“. Doch der Martener Schulvorstand setzte die schmuckvolle Fassade auch gegen den Einwand durch, eine Vereinfachung werde „die Baukosten nicht unwesentlich verringern“.

Wie Pfarrer Klein in seiner Einweihungsrede betonte, war es mit der Fertigstellung der neuen 8-klassigen Schule „gelungen, die Misere der Klassenüberfüllung erfolgreich zu bekämpfen“, indem nun die Klassen nicht mehr im Schnitt 80, sondern nur noch 66 Schüler/innen zählten.

Amtsbaumeister Grabemann, der ebenfalls auf der Feier zur Einweihung der Schule eine Rede hielt, hob hervor, dass ein Großteil der Arbeiten „von Unternehmern und Handwerksmeistern der Gemeinde Marten in tadelloser Weise ausgeführt“, von 70.000 Mark Baukosten 50.000 in  der Gemeinde geblieben seien.

Im Jahre 1911 beschloss die evangelische Schulgemeinde die Bepflanzung des Schulhofes der Hohenzollernschule mit 25 Platanen, die zum Teil heute noch stehen - im Gegensatz zumdamaligen Toilettenhäuschen auf dem Schulhof, das getrennte Plumpsklos für Mädchen und Jungen enthielt, erst 1950 durch Toiletten im Schulkeller ersetzt und 1956 abgerissen wurde.

Nach der Republikgründung 1919 wechselten Schule und Straße naturgemäß ihre Namen: die Schule hieß nun Goetheschule und lag an der Goethestraße - bis zur Eingemeindung Martens (1928) nach Dortmund, wo es schon eine Goethestraße gab. Die Straße erhielt den Namen 'An der Wasserburg, die Schule wurde 1939 unter den Nationalsozialisten aus einer evangelischen in eine Gemeinschaftsschule umgewandelt und in Gustav-Freytag-Schule umbenannt.

Als im April 1946 für ganz Dortmund eine Mädchen-Mittelschule eröffnet wurde, besaß sie eine Zweigstelle - für den Dortmunder Osten in Brackel und eine Filiale für das westliche Stadtgebiet, die auch die Verwaltung  der Schule beinhaltete,  im Gebäude An der Wasserburgin Marten. Mit dem Schuljahr 1948/49 wurden die Abteilungen getrennt und in selbstständige Schulen umgewandelt. Die Schule in Marten trug fortan den Namen Droste-Hülshoff-Schule, später Droste-Hülshoff-Realschule.

 Wegen dramatischer Überbelegung mit Schülerinnen wurde das Gebäude An der Wasserburg 1950 um eine Etage aufgestockt. Man erkennt es heute noch am Farbwechsel der Ziegelsteine in der Fassade zwischen erster und zweiter Etage. lm neuen 2. Stock entstanden eine Aula und ein Klassenzimmer, zudem wurden mit einem Dachausbau Räume für Nadelarbeit, Steno- und Schreibmaschinenkurse sowie ein Physikraum mit ansteigender Bestuhlung geschaffen.

Im Schuljahr 1951/52 besuchten 682 Schülerinnen in 17 Klassen die Schule, was nur machbar war im Schichtunterricht: ein Teil ging morgens zur Schule, der andere am Nachmittag. Doch auch das war keine Lösung auf Dauer. 1962 wurde zusätzlich ein Pavillon auf dem Schulhof errichtet, später folgten noch zwei weitere, 1973 endlich zog die Droste-Hülshoff-Realschule ins neue Schulzentrum in Kirchlinde.  

Das Gebäude An der Wasserburg jedoch wurde - nach mehreren Zwischennutzungen - 1990 zum „wie angegossen“ passenden Domizil für das Westfälische Schulmuseum.